Albert's Brevetwoche 2023

Albi’s Brevetwoche: Dresden - Praha - Brno- Bratislava - Dresden



Nachdem die letzten paar Jahre bei mir nicht viel los war in Sachen Brevet-fahren, dachte ich mir, in 2023 sollte ich da doch mal wieder was machen. Aber dann war ich mal erkältet und dann ein Geburtstagsfest und mal dies und das am Wochenende. Es hat einfach nicht gepasst. Bis ich die Brevetwoche bei Björn in Dresden entdeckt habe. Jede Menge Infos zur Strecke und Bilder dazu unter  https://www.ara-dresden.de/brevetwoche   Das hört sich doch super an. Sowas wollte ich doch schon immer mal machen.  Also angemeldet und erstmal ordentlich Kilometer gesammelt. Respekt hatte ich schon sehr davor. Anfang Juni war´s dann soweit. Die Anspannung stieg schön langsam an und die Vorfreunde auch. Den Wetterbericht verfolgte ich schon Wochen im voraus. Mit dem Zug fahre ich nach Dresden und nach einer Stadtrundfahrt mit dem Rad noch ein Stück weiter nach Heidenau. Start ist am Radstadion beim SSV Heidenau. 

 

Brevet fahren bedeutet für mich ankommen. Es gibt Zeitlimit's für 200km/13 Stunden, 300km/20 Stunden, 400/27 und 600/40. Es gibt auch eines um nicht zu schnell zu fahren, aber das war noch nicht mein Problem. Versorgung unterwegs organisiert man sich selbst. Die Strecke gibt ́s als GPX-Datei und die Kontrollen funktionieren inzwischen auch über eine App die per GPS die Position feststellt, Selfie dazu, fertig. Funktioniert super. Die ersten Mitstreiter lernte ich am Abend kennen und nach einigem Fachsimpeln geht ́s daran das Gepäck fertig zu machen, die Oropax reinzudrehn und sich's in der Turnhalle bequem zu machen. Denn um 5e geht´s raus und um 6e geht´s ab.


Samstag, Heidenau - Praha  215km / 2891hm


Versorgung ist super, der SSV Heidenau hat ein tolles Frühstücksbuffet aufgebaut. Es wurlt und gschaftlt überall, knapp 50 Randonneure haben sich angemeldet. Gepäck ans Rad, alles dabei? Luft aufpumpen, Navi checken und Tasche in Versorgungsfahrzeug. Dann ran ans Frühstück, es gibt Kaffee und Kuchen und Brötchen und Bananen und....  essen bis zum Start. Die Sonne scheint, Wetter passt. Und schon geht´s ab. Auf kleinen Straßen ins Erzgebirge rauf und runter. Läuft etwas zäh aber passt. Nach einigen Fotos, upp's sind auf einmal alle weg. Macht ja nichts, Track ist aufm Navi, also immer der Linie hinterher. Noch einer macht ein Bild vom Grenzübergang nach Tschechien. Wir radln gemeinsam über den Erzgebirgskamm nach Böhmen. Beim 2-ten Kontrollpunkt nach knapp 100km ein schönes Café. Erstmal einkehren, so richtig in Schwung komm ich heute nicht wirklich und dann ein erster Platten, dann Gegenwind. Es läuft zäh, durch die schöne Landschaft des Elbsandsteingebirges. Aber ich kann´s nicht genießen. Magen und Darm sind heute nicht meine Freund. Beim winkligen Auf und Ab auf geflickten Straßen und rauen Asphalt geht´s nicht vorwärts. Bis kurz vor Prag hab ich meinen Vorrat an dreilagigen und feuchten Papieren aufgebraucht. Die Sitzcreme hab ich vergessen, die Sonnencreme tut´s auch. Ich gönn mir ein Pivo an einem Biergarten direkt an der Moldau. Weit ist´s nicht mehr, aber es zieht sich. Auf Kopfsteinpflaster und durch Baustellen hinauf zum Hradčany, der Prager Burg und dann weiter zum Ziel am Strahov-Stadion. Schon 19 Uhr, knapp vor Zielschluss und gleich zeitlich passend zum Treffpunkt in einem Restaurant in der Altstadt. Snitsel ( tschechisch ist doch ganz einfach ) und dazu Pivo. Ich brauch noch ein Hotel, hoffe es bleibt alles drin. Dusche, Bett,... 


Sonntag, Praha - Brno  319km / 4405hm


Um fünf der Wecker, flott raus, mit'n Radl in den Aufzug, statt Frühstück bekomme ich ein Lunchpaket. Zum Start sind´s 2-3 Kilometer aber auch 150 Höhenmeter. Dann bin ich schon mal warm. 6e Start. Auf Nebensträßchen geht's im Bogen um Prag herum. Es ist auf den Abfahrten noch recht frisch, die langen Handschuhe sind leider im Servicefahrzeug. Es läuft heute etwas besser,  das Grummeln im Bauch wird weniger aber nach einem Abstechern ins Gebüsch ist die Gruppe dann weg. Wie auch gestern ein ständiges Auf und Ab auf ruhigen kleinen Straßen und Sträßchen Richtung Osten, da wo der Wind herkommt. Bei km 180 überholt mich Markus und fragt, ob ich mich mit Schaltungen auskenne, die beiden größten Ritzel gehen nicht mehr rein. Nachdem dann die kleinen Gänge wieder flutschen ist Markus froh und ich hab einen Partner für die restlichen Kilometer gefunden. Wir fahren die weitere Strecke gemeinsam und kommen über den Wintersportort Nove Mesto und dem ein oder anderen Schlenker auf und über die böhmischen Hügel nach Brno. Stopp in einer Dönerbude, wir haben inzwischen das tschechische Cola "Kofola - bringt dich durch die Nacht" entdeckt. Es rollt ganz ordentlich und nach einer letzten Kontrolle bei ungefähr km 300, wir sind inzwischen mit Licht unterwegs. Wir kommen noch vor Mitternacht in Brno an. Ziel ist die Burg "Spilberk", das weithin sichtbare Wahrzeichen von Brno. Also bei gut 15% auf Kopfsteinpflaster hinauf. Ziel erreicht. Wieder runter. Gepäckausgabe ist an einer Kneipe. Küche leider schon dicht, Bier gibt´s noch. Salzstangerl aus meiner Spezialdiät sind auch noch übrig es werden noch restliche Bananachips und andere Leckereien beigesteuert. 300-er geschafft. Morgen Ruhetag. Gemeinsam mit Felix, Clemens und Michael haben wir zwei Nächte ein Apartment. 


Dienstag, Brno - Bratislava  430km / 5890hm


Was so ein Ruhetag ausmacht. Ein bisserl Sightseeing, böhmische Küche und frische Erdbeeren. Zwischenzeitlich bin ich beim Kaffee trinken in einem gemütlichen Café auf dem Sofa ein Weilchen eingenickt. Start zum 400-er erst um 10e. Ein paar km dahin und mal wieder 150hm, kennt man ja schon. Das Wetter passt, auch heute wieder trocken und um die 20 Grad. Heute geht´s in die Slowakei. Nach einigen Anstiegen rollt´s mal ganz gut, wir sind eine gut Gruppe. Michi meist voran, Markus, Susanne und Karl hinterher, es rollt bis es dann doch wieder recht bergig wird. Supermarktstopp, die heißen in Tschechien "Albert", find ich doch schön. In der morgendlichen Hektik hab ich mein kleines Rucksäckchen im Servicefahrzeug vergessen. Armlinge und Reflexweste und die Müsliriegel.....   Also kauf ich mir ein paar Kinderstrümpfe für die Arme und die Reflexweste an der nächsten Tankstelle. Am Nachmittag ziehen die Schauer und Gewitterwolken um uns rum, wir bleiben trocken. An der Grenze zur Slowakei brauchen Navi und Handy einen Stromnachschub aus der Powerbank, die Gruppe ist weg. Verpflegungsstopp an einem kleinen Laden, Trikottaschen auffüllen und alleine in die Karpaten und in die Nacht. Stundenlang nur ab und zu ein Weiler und sonst nicht viel. An einer Baustellenampel hab ich genügend Licht für ein spätes Abendessen und es zieht sich rauf und rauf. Oben Ausblick auf ein hell erleuchtetes Schloss. Logo, runter ins Tal und wieder rauf, Kontroll-Photo oben am "Schloss", Moyhla Milana ist das Denkmal für einen slowakischen Nationalhelden. Auf der gleichen Straße wieder runter. Weiter das Tal entlang und auf ein Seitensträsschen, es war finster und es geht mit wahrscheinlich 15% steil hinauf. Der Vorteil der Nacht ist dass man nicht alles sieht. Dann eine ruppige Gravel-Abfahrt hinunter. Mal wieder so eine Stelle bei der ich ohne den GPS-Track umgekehrt wäre. Es ist 2 Uhr früh, ich komme in einer kleinen Ortschaft an einem Kinderspielplatz raus und hau mich mit Rettungsfolie zwei-drei Stunden hin. Ich seh noch ein paar Randonneurslichter vorbeirappeln und steh dann doch einigermaßen erholt auf. Nach einer Stunde in der Morgendämmerung, eine 24-Stunden-Bäckerei, ja so was geiles. Schokocroissants, Apfelkücherl....  es kann weitergehn. Noch ein paar Schlösser auf den Höhen als Kontrolle und dann wird´s doch nochmal richtig nass. Aber sind ja bloß noch die letzten 30km, macht ja nix. Rauf zum Fernsehturm, letzte Kontrolle bei km 424 und dann runter an die Donau. Ziel ist Bratislavský Hrad, die Burg von Bratislava mit überwältigenden Ausblick auf die Donau. Runter in die Altstadt, Ziel Gepäckausgabe. Ich sitz schon ein Weilchen gemütlich bei Sandwich und Sieger-Aperol-Spritz, da meint Björn zu mir: Albert, du hast dein  Brevet nicht abgeschossen. Mist, also nochmal rauf zur Burg, das letzte Stück aufm Kopfsteinpflaster schieben weil da Radeln nicht erlaubt ist. Um 12:55 schließe ich meinen 400-er auf der eBrevet-Karte ab, um 13:00 war die Zeit dann abgelaufen. Passt doch. Wir haben wieder ein gemeinsames Apartment und können auch schon einziehn. Wäsche waschen ist angesagt und Supermarkt besuchen. Einen Abstecher auf die SNP-Brücke und die Aussichtsplattform. Und dann ein ganzer Tag Pause, ich mach nix heute. Lasse mein Radl waschen und bin zwischen Restaurants und Bäckereien unterwegs. Gemeinsames Abendessen mit den Randonneuren und dann noch Einkehr auf Pivo und Šúľance, eine Mischung aus Gnocchi und Germknödel. 



Freitag, Bratislava - Heidenau  644km / 7511hm


Es regnet, zumindest warm. Wir starten um 8 Uhr an der SNP-Brücke am Donauufer und fahren ein Stück donauaufwärts und dann auf österreichischer Seite ins Marchtal. Sobald es am Himmel etwas heller wird schickt uns das Navi in die dunklere Ecke, wir bleiben die ersten 4 Stunden nass und frisch. Nach der Grenze wird´s dann doch trockener aber auch deutlich welliger. Aber die dunklen Wolken sind immer unterwegs. Am Kontrollpunkt Znojmo fahr ich ohne großen Stopp weiter, weil ich glaube dem Gewitter davonradeln zu können. Klappt aber bloß die nächste viertel Stunde, also weiter von Schloss zu Burg, von Kontrollpunkt zu Kontrollpunkt. Abends find ich eine urig Wirtschaft, es gibt "mährischen Spatz" also Schweinsbraten mit Knödel und Meerrettichgemüse, dazu Kofola, Pivo und Kuchen und Kaffee. Fertig für die Nacht. Unterwegs treff ich dann nochmal Michi, Susanne und Karl. Gemeinsam kurven wir nachts durch einen Schlossgarten bis wir den GPS-Kontroll-Punkt gefunden haben. Wir fahre noch ein Stück zusammen durch die Nacht dann wollen die 3 eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Mir geht´s noch gut, ich fahre weiter durch die neblige Nacht. Gespenstisch und surreal am Kernkraftwerk Temelin, Kühltürme, Lichter, Dampf, Nebel vorbei. Um 4 werde ich dann doch müde, wollte eigentlich durchfahren. Ich schlafe, leider nur eine gute Stunde, auf einer Bank unter der Rettungsdecke. So geht´s am Morgen erst mal zäh voran. Und schön langsam fangen meine Füße an mich zu plagen. Aufgeweicht von der Regenfahrt wie nach ein paar Stunden Badewanne. Also Socken ausziehen und am Lenker trocknen, Einlagen auch raus und Zeitungspapier rein, aber so richtig wird´s nicht mehr. Die Wellen und Berge durchs böhmische Mittelgebirge ziehen sich, immer wieder mal stehen ein, zwei oder drei Randonneure an einem kleinen Laden und füllen die Futter-Speicher auf. Auch ich hau rein was geht, in den Taschen finden sich halbe Sandwiches und Croissants und die abgelaufenen Müsliriegel die seit Jahren daheim rumgelegen sind gehn auch gut weg. Es sind noch 100 km und gut 2000hm. Bis auf die Füße geht´s mir noch recht gut. Der Anstieg zum Erzgebirgskamm ist steil und zieht sich ganz schön. Am Mückenberg ist der höchste Punkt erreicht, 806 m n.m. Ein Blick zurück auf die böhmische Ebene und ein letztes tschechisches Pivo. Km 597, noch 38 km und 400 hm sagt mein Navi. Es ist gerade noch hell als ich in Heidenau ankomme. Es gibt Soljanka und Kofola vom Fass, frisch gezapft. 

 

War eine geniale Tour, Danke Björn für die Organisation, danke Gabi für den Gepäckservice, danke an allen mit den ich diese Woche gemeinsam unterwegs war. 


Mal schaun was es nächstes Jahr bei ARA Dresden gibt.

 

Albi 


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