1000km Brevet
Král'ova hol'a
21.05.2026 19:00 Uhr Radrennbahn Heidenau
Länge: 1020 km
Höhenmeter: 13938 m
Zeitlimit: 75 Stunden
Start: Donnerstag, 21.05.2026 19:00 Uhr
Ziel: Sonntag, 24.05.2026 22:00 Uhr
Registrierung: öffnet im Januar 2026
Teilnehmergebühr: 40€ inclusive Gepäcktransport zum Ziel
Der Brevet muss eigenverantwortlich gefahren werden. Es gibt keine organisierten Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Am Start gibt es jedoch die gewohnte Verpflegung, Duschen und Übernachtungsmöglichkeiten.
Die Král'ova hoľa ist nicht nur der östlichste Gipfel der Niederen Tatra, sondern mit ihren 1.950 Metern auch ein echtes Monument für Radfahrer: Sie beherbergt die höchste durchgehend asphaltierte Straße im gesamten tschechisch-slowakischen Sprachraum.
Bis vor Kurzem galt die Auffahrt als berüchtigt – nicht wegen ihrer Länge, sondern wegen des groben Gravelabschnitts im unteren Teil. Doch seit der Abschnitt 2025 vollständig erneuert wurde und die Sanierung bis zum Gipfel für 2026 geplant ist, verliert die Strecke ihren Schrecken. Was bleibt, ist ihre epische Länge. Für eine Straße jenseits der Alpen ist sie beeindruckend – lang, stetig, fordernd.
Doch der Aufstieg lohnt sich in jeder Hinsicht: Oben angekommen erwartet einen ein spektakulärer Rundumblick über die slowakische Bergwelt. Und – zumindest meiner Meinung nach – bietet die Král'ova hoľa den schönsten Blick auf die gegenüberliegende Hohe Tatra, majestätisch und zum Greifen nah.
Der Král'ova hoľa Brevet ist ein Brevet, das bis tief in die Slowakei führt, ohne dass man dafür wochenlang unterwegs sein muss. Die Idee entstand während dem 3.000 Kilometer langen Kofola Brevet im Jahr 2025, bei dem wir bis in die entlegensten Winkel des Landes geradelt sind. Viele Interessierte äußerten damals, dass sie gerne mitgefahren wären, doch 19 Tage auf dem Rad sind für die meisten schlicht nicht realisierbar. Urlaubstage sind begrenzt, und die Strecke bis zur tschechisch-slowakischen Grenze ist kein Katzensprung – selbst auf direkter Autobahnroute sind es rund 400 Kilometer, bis zur Král'ova hoľa sogar mindestens 700 Kilometer.
So entstand die Idee eines One-Way-Brevets, ähnlich dem Ventoux-Brevet: eine Strecke, die nur hinführt, mit der Möglichkeit, bequem mit dem Zug zurückzufahren. Ab Poprad oder Liptovský Mikuláš gibt es Direktzüge nach Prag, darunter auch einen Nachtzug mit Schlafabteilen. Ab Prag geht es weiter mit dem EuroCity nach Dresden. Zwar kein TGV, aber eine solide Verbindung – und vor allem eine Möglichkeit, bis in die Slowakei zu fahren, ohne gleich den halben Jahresurlaub zu opfern.
Damit niemand in verschwitzter Radkleidung im Zug sitzen muss, organisieren wir wieder einen Gepäcktransport zum Zielort.
Die Strecke selbst ist eine vereinfachte Variante der Rückfahrt vom Kofola Brevet. Einige der ganz wilden Bergpassagen lassen wir aus, doch flach wird es trotzdem nicht – das geben weder Tschechien noch die Slowakei her.
Der Start erfolgt flach entlang des Elberadwegs bis hinter Děčín. Danach folgt der erste lange Anstieg über das České středohoří nach Rychnov, wo sich unser erster Kontrollpunkt befindet. Anschließend durchqueren wir das Kokořínsko, ein Naturschutzgebiet mit Sandsteinfelsen, Wäldern und einsamen Straßen. Diesmal fahren wir jedoch nicht jeden Winkel ab, sondern halten strikt Kurs Richtung Osten, zum nächsten Kontrollpunkt in Mladá Boleslav.
Dort befindet sich das Škoda-Stammwerk mit einem sehenswerten Museum, das die Geschichte der tschechischen Automarke dokumentiert – inklusive vieler Modelle, die man noch aus DDR-Zeiten kennt.
Weiter geht es ins Böhmische Paradies, wo die gut erhaltene Burg Kost aus dem 14. Jahrhundert auf uns wartet, samt Kontrollpunkt. Die Strecke bis Hradec Králové verläuft zur Abwechslung relativ flach. Bei gutem Wetter kann man in der Ferne das Riesengebirge erkennen. In Jičín legen wir einen kurzen Kontrollstopp am Marktplatz ein, bevor wir in Hradec Králové wieder auf die Elbe treffen – hier Labe genannt.
Ein kurzes Stück folgen wir dem Radweg, bevor wir eine kleine Runde durch die Stadt drehen. Der Marktplatz mit seinem Kopfsteinpflaster ist zwar nicht angenehm zu befahren, aber architektonisch sehr schön restauriert. Vielleicht bleibt ja Zeit für eine Pause in einem der zahlreichen Cafés oder Restaurants.
Durch den Stadtwald von Hradec Králové geht es weiter nach Osten, zunehmend hügeliger, bis zu einem kleinen kulturellen Höhepunkt: Litomyšl. Vielen unbekannt, doch das dortige Schloss gehört zum UNESCO-Welterbe. Der berühmteste Sohn der Stadt ist der Komponist Bedřich Smetana – sein Geburtshaus markiert unseren nächsten Kontrollpunkt.
Danach geht es unspektakulär weiter durch Mähren. Den böhmischen Teil haben wir hinter uns gelassen, doch der Unterschied ist kaum spürbar. Bevor wir zur nächsten Kontrolle gelangen, durchqueren wir Štramberk, ein charmantes kleines Bergstädtchen, und erreichen kurz darauf Kopřivnice.
Noch nie gehört ? Ging mir genauso – bis ich herausfand, was hier einst produziert wurde: Tatras. Anfangs Pkw und Lkw, später ausschließlich Lkw. Es gibt zwei Museen – eines für Pkw, eines für Lkw. Besonders Letzteres ist beeindruckend: Die Sammlung stammt größtenteils aus dem Nachlass eines privaten Sammlers und war Anlass für den Bau des Museums.
An Kilometern haben wir hier etwa die Hälfte geschafft – an Höhenmetern allerdings noch nicht. Um in die Slowakei zu gelangen, müssen wir die Beskiden überqueren. Drei Anstiege stehen an: Pustevny, Soláň und Velký Javorník. Letzterer führt uns über die Grenze. Die ersten beiden sind touristisch erschlossen und bieten Verpflegung, Velký Javorník hingegen ist im Sommer eher einsam.
Danach folgt eine lange, wunderschöne Abfahrt bis zur Váh, der wir auf einem teilweise neu gebauten Radweg ein gutes Stück folgen. Doch die Berge lassen uns nicht los. Für slowakische Verhältnisse sind es eher kleine Anstiege – hinauf zum Čičermanské sedlo und später in der Vel’ká Fatra zum Sedlo Malý Šturec. Bei klarer Sicht erkennt man hier bereits die Niedere Tatra.
Leider gibt es keinen für uns geeigneten Weg direkt in die Tatra – nur stark befahrene Hauptstraßen. Deshalb biegen wir zunächst nach Süden ab, durchqueren die ehemalige Bergbaustadt Banská Bystrica und erreichen Zvolen, wo wir am alten Schloss den nächsten Kontrollpunkt setzen.
Ab hier sind wir endgültig in den Bergen angekommen. Bei Hriňová passieren wir das Pol’ana-Gebirge und die südlichen Ausläufer des Nationalparks Muránska planina. Drei Kontrollpunkte sind entlang der Pässe verteilt – landschaftlich reizvoll und sportlich fordernd. Nach dem letzten Kontrollpunkt biegen wir wieder Richtung Westen ab.
Am Rand des Nationalparks Slovenský raj – dem „Slowakischen Paradies“ mit seinen wilden Schluchten und Klettersteigen – fahren wir geradewegs in die Niedere Tatra. Bei Telgárt passieren wir das eindrucksvolle Eisenbahnviadukt, und hier und da blitzt bereits unser Ziel durch: die Král'ova hoľa.
Doch das offizielle Ende des Brevets liegt in Šumiac, an der Kráľovohoľská chata. Warum nicht direkt bis zum Gipfel? Ende Mai kann die Straße im oberen Bereich noch verschneit sein. Und bei Sturm oder Dunkelheit möchte ich niemanden auf die letzten 1.200 Höhenmeter schicken. Außerdem könnte bei manchem die Zeit knapp werden. Deshalb lieber so: Wer mag, fährt am nächsten Morgen – ausgeruht, bei gutem Wetter – noch hinauf. Als Krönung einer ohnehin unvergesslichen Fahrt.